Herzrythmusstörungen:

1. Schrittmachertherapie

Die normale mechanische Kontraktion des Herzmuskels wird durch die autonome und regelmäßig wiederkehrende elektrische Stimulation der Muskelzellen initiiert. Verantwortlich dafür ist das Reizleitungssystem des Herzens Bei einer Reihe von Störungen der Reizbildung bzw. -leitung, ist die Therapie mit einem permanenten Schrittmacher erforderlich.

Indikationen für Schrittmachertherapie:

  • pathologische (kritische) Bradykardien mit klinischer Symptomatik

  • gravierende oder intermittierende Leitungsstörungen auch bei asymptomatischen Patienten

  • Kombinationen von bradykarden und tachykarden (Herzfrequenzbeschleunigung auf mehr als 100 Schläge pro Minute), Arrhythmien

  • unzureichende Herzfrequenzsteigerungen bei Belastung auch bei ausreichender Ruhefrequenz (chronotrope Inkompetenz)

  • Sinusknotenerkrankungen (symptomatische Sinusbradykardie; eventuell auch unter einer Medikation, auf die man nicht verzichten kann)

  • Karotissinus-Syndrom (rezidivierende Synkopen bei Reizung, eventuell mit Asystolie)

  • Bradyarrhythmie mit symptomatischer Leistungsminderung (z.B. bei Vorhofflimmern)

  • AV-Block, d.h. eine Störung der Erregungsüberleitung zwischen Vorhof und Kammer (2. Grades Typ Mobitz, 2. Grades mit Symptomen, 3. Grades)

  • intraventrikulären Blockierungen (bi- oder trifaszikulärem Block)

 

Technik der Schrittmacherimplantation:

                                                                                                                                            Nach einer entsprechenden Hautdesinfektion des Operationsgebietes und einer lokalen Anästhesie wird ein 5-6 cm langer Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeines links oder rechts (Sulcus deltoideo-pectoralis) durchgeführt. Danach kann mit der Präparation der Armvene (Vena cephalica) begonnen werden. Über diese Vene werden die Schrittmacherelektroden eingeführt und unter Röntgenkontrolle im rechten Vorhof und/oder in der rechten Herzkammer (in Abhängigkeit von der medizinischen Indikation) positioniert. Nach der Fixierung der Elektroden wird eine Tasche für den eigentlichen Schrittmacher präpariert. Diese kann sowohl unter der Haut (subcutan) als auch unter dem Brustmuskel (subpectoral) angelegt werden.

 

 

Die modernen, heutzutage verwendeten Schrittmachertypen sind, im Verhältnis zu früheren Geräten, sehr klein und langlebig. Ihre Länge und Breite betragen ca. 4-5 cm bei einer Dicke von ungefähr 7 mm. Das Gewicht eines Schrittmachers beträgt zwischen 20 und 27 Gramm.

 

Die Lebensdauer dieser Geräte beträgt ca. 10 Jahre und können ebenfalls unter Lokalanästhesie wieder ausgetauscht werden.

 

Mit einem Herzschrittmacher leben inzwischen über eine Million Menschen in der gesamten Welt. Wenn die Operationswunde gut verheilt ist, können die Träger eines Schrittmachers einem nahezu normalen Tagesablauf folgen. Hobbys, Beruf, Reisen und auch anstrengende Tätigkeiten, wie z.B. Sport, sollten möglich sein. So ist eine Rückkehr in den Alltag gewährleistet.

In regelmäßigen Abständen sind Kontrolluntersuchungen möglichst bei einem Kardiologen notwendig. Hier müssen u.a. die Funktion und Batterieladung des Schrittmachers überprüft werden.

2. Automatischer implantierbarer Defibrillator (AICD)

Der AICD ist ein spezielles Aggregat, das abnormal schnelle Herzrhythmen erkennt und behandelt. Durch die Abgabe eines elektrischen Schocks mit hoher Energie kann der normale Herzrhythmus wiederhergestellt werden. Das AICD-System besteht normalerweise aus einem implantierten Impulsgenerator und einer oder mehrerer Elektroden. 

Indikation:

Folgende Patienten sollten ein AICD-System implantiert bekommen

1.    Patienten mit mindestens einer Episode von ventrikulärer Tachykardie oder Kammerflimmern

2.    Patienten mit Herzstillstand, bei dem der Patient durch den gefährlichen Herzrhythmus das Bewußtsein verloren hatte

3.    Patienten mit schnellen Herzrhythmen, die immer wieder auftreten und zum Tode führen könnten.

4.    Patienten mit einer Tachyarrhythmie, die medikamentös nicht kontrolliert werden kann.

5.    Induktion einer ventrikulären Tachyarrhythmie mittels elektrophysiologischer Untersuchung

6.    Patienten mit schweren Nebenwirkungen bei medikamentöser Therapie

7.    Nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardie bei KHK, Z.n. Myokardinfarkt und eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, Auslösung von Kammerflimmern oder

       ventrikulärer Tachykardie, die medikamentös nicht unterdrückt werden kann

 

Die Implantation des AICD-Systems:

Hierbei handelt es sich um einen Routineeingriff, der in den meisten Fällen etwa eine Stunde lang dauert. Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Mehrzahl der Implantationen sind endokardiale Eingriffe. Der Arzt führt die Elektrode normalerweise über die linke Schlüsselbeinvene in das Herz ein. Das AICD-Aggregat wird unter dem Brustmuskel plaziert. Die Spitze der Elektrode liegt direkt an der inneren Herzwand an. Einige Patienten benötigen eine zusätzliche Elektrode. Diese Elektroden können direkt unter der Haut nahe dem Brustkorb durch einen kleinen Einschnitt an der linken Seite plaziert werden. Nachdem die Elektroden plaziert wurden, werden sie getestet, um sicherzustellen, daß sie ihre Herzsignale deutlich wahrnehmen. Die Elektroden werden dann fixiert und an das AICD-Aggregat angeschlossen. Während der Operation wird das AICD-System getestet, um sicherzustellen, daß es richtig funktioniert. Während dieses Tests löst der Arzt eine Arrhythmie im Herzen aus und ermöglicht es dem Aggregat, den Rhythmus zu erkennen und das programmierte Behandlungsschema abzugeben. Bevor der Patient das Krankenhaus verläßt, wird das AICD-System noch einmal getestet.

Vorsichtsmaßnahmen für SM- und ICD-Träger:

Sie können ohne Bedenken telefonieren. Bezüglich des Gebrauchs eines Mobiltelefons (Handy) sollten Sie Ihren Arzt konsultieren. Um möglichen Störungen vorzubeugen, sollten Sie das Mobiltelefon stets auf der Seite halten, die dem implantierten Herzschrittmacher gegenüberliegt. Sie sollten es auch nach Gebrauch nicht in der Nähe des Herzschrittmachers aufbewahren und stets abschalten.

Es ist sehr wichtig, daß Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt halten, wenn Sie die folgenden Geräte/Anlagen benutzen oder sich in ihrem Einflußbereich befinden:

     Arbeit mit Maschinen, die starke Vibrationen er zeugen (Bohrmaschinen etc.)

     Feuerwaffen

     Elektrische Geräte mit starken elektrischen Feldern, Hochspannungsleitungen, Sendeanlagen für Radio, Fernseher und Radar sowie elektrische nicht abgeschirmte Zündsysteme

     Elektroschweißgeräte

Im allgemeinen sind Reisen - ob mit dem Flugzeug, Schiff, Zug oder Auto - für Herzschrittmacher-Patienten kein Problem.

Im Falle einer bevorstehenden Reise konsultieren Sie bitte Ihren Arzt, der Sie über Kliniken an Ihrem Aufenthaltsort informieren wird.

Sollten Sie mit dem Flugzeug reisen, informieren Sie am Flughafen das Sicherheits- oder Bodenpersonal und zeigen Sie gegebenenfalls Ihren Schrittmacherausweis. Man wird sie genau über die Verhaltensmaßnahmen bei der Sicherheitskontrolle informieren.

Reisen mit dem Auto sind unkompliziert. Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie stets einen Sicherheitsgurt tragen - der Herzschrittmacher wird dadurch nicht beschädigt.

Wenn Sie einen ICD oder einen SM tragen, sollten Sie mit folgenden medizinischen Geräten aufpassen:

     Magnet-Resonanz-Tomograph (NMR)

     Schockwellen-Lithotripsie (Nierensteinzertrümmerer)

     Nervenstimulation bei chronischem  Schmerz

     Bestrahlung bei Tumoren

     Zahnarztgeräte

     Diathermie (wird zum Schneiden bei Operationen verwendet)